Jahresbericht 2022 und Ausblick 2023

Entwicklungen 2022

Brandschutzvorschriften 2026 – erreichte Meilensteine 

Das Norm- und das Detailkonzept zur Revision der Brandschutzvorschriften wurden am 14. September im Steuerungsausschuss behandelt und verabschiedet. Sie definieren die Leitlinien, den Terminplan sowie die Arbeitspakete für die Überarbeitung der Vorschriften.

Im «Normkonzept BSV 2026» werden die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen und das heute geltende Brandschutzrecht dargestellt. Darin vorgenommen werden ausserdem die Abgrenzungen zu Rechtsgebieten, die an das Brandschutzrecht anschliessen. Im Dokument wird die Differenz zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand (Delta) analysiert. Insbesondere wird beschrieben, wie dieses Delta im Rahmen der Totalrevision beseitigt oder verkleinert werden kann. Es wird dargelegt, welcher Teil des Deltas nicht durch die BSV 2026 reduziert werden kann. Der Handlungsbedarf wurde identifiziert, die umzusetzenden Handlungsfelder definiert und Lösungsansätze als sogenannte Eckpunkte formuliert und beschrieben.

Das «Detailkonzept BSV 2026» beschreibt die Strategie sowie die konkreten Arbeitsschritte bis zur Inkraftsetzung der BSV 2026 und gliedert diese in einem Zeitstrahl. Basierend auf den Eckpunkten aus dem Normkonzept und den Ergebnissen der in der ersten Phase aktiven Arbeitsgruppen sind im Detailkonzept die zu beachtenden Rahmenbedingungen für die Totalrevision zusammengestellt. Das Detailkonzept beschreibt die Erwartungen an die Totalrevision und deren Grenzen sowie die Projektorganisation und den detaillierten Handlungsbedarf für die Ausarbeitung der BSV 2026.

Die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) beschreitet mit der vorgesehenen Revision der BSV 2026 Neuland in Bezug auf die Erarbeitung und die Ausgestaltung der neuen Vorschriften. Die Ergebnisse des Stakeholder-Prozesses sowie der Erarbeitung des Norm- und des Detailkonzepts haben den Charakter des Projekts BSV 2026 nachhaltig verändert. Dies konnte im Vorfeld – zumindest in diesem Ausmass – nicht erahnt werden. Die detaillierte Überprüfung der bereits eingesetzten Ressourcen sowie der noch anstehenden Arbeiten bis zum Projektende hat ergeben, dass die Projektkosten um 50 % höher ausfallen werden als ursprünglich angenommen. Die Direktorenkonferenz hat den Mehrleistungen und -kosten am 30. November 2022 zugestimmt.

Brandverhütung auf Baustellen

Wegen Nachlässigkeit kommt es in der Schweiz mindestens täglich zu einem Brand auf einer Baustelle. Es entstehen teilweise beträchtliche Sachschäden. Verschiedene Faktoren erhöhen die Brandgefahr. Dazu zählen die Vielzahl der Beteiligten, der Kosten- und der Termindruck, ungenügend ausgebildete Mitarbeitende sowie eine mangelhafte Ordnung. Nicht selten sind auch vor Ort tätige Handwerker/-innen, Passantinnen und Passanten sowie Feuerwehrleute einer Gefahr ausgesetzt. Die Kantonalen Gebäudeversicherungen sowie die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) sahen somit Handlungsbedarf. Zudem gab es bis anhin keine Gesamtübersicht der geltenden Vorschriften und Empfehlungen zur Brandverhütung auf Baustellen. Diese Lücke schloss nun die VKF gemeinsam mit den am Projekt beteiligten Partnern. Zusammen entwickelten sie das Brandschutzmerkblatt «Brandverhütung auf Baustellen» inklusive Checklisten zur Unterstützung der Einhaltung der Sorgfaltspflichten und zum Eigenschutz von Bauunternehmen sowie Ausführenden. Eine korrekte Anwendung der praktischen Checklistentipps verhindert Schäden und damit strafrechtliche Konsequenzen sowie zivilrechtliche Schadenersatzforderungen. Um das neue Merkblatt und die Checklisten bei den Zielgruppen bekannt zu machen, werden verschiedene Fachartikel und Print- wie auch Online-Inserate publiziert. Ausserdem wurde die Webseite www.vkg.ch/baustellen erstellt. Detaillierte Informationen sind dort kostenlos abrufbar. Das Ziel der Reduktion von Brandschäden auf Baustellen kann nur gemeinsam mit den Betroffenen erreicht werden. Deshalb legt die VKF ein besonderes Augenmerk auf den Austausch mit Verbänden und Organisationen der Baubranche. Die gemeinsame Zielsetzung ist, dem wichtigen Thema «Brandverhütung auf Baustellen» mehr Gewicht in fachspezifischen Aus- und Weiterbildungsprogrammen zu geben.

Brandschutzregister

Das Brandschutzregister hat nach wie vor einen hohen Stellenwert bei den Anbietern und Herstellern. Es wird von Planenden, Architektinnen und Architekten, QS-Verantwortlichen und BS-Behörden sehr geschätzt. Nach der Neuausrichtung des VKF-Brandschutzregisters 2019 wurde im Jahr 2022 die Preisgestaltung grundlegend überarbeitet. Die neuen Preise werden den Entwicklungen und den veränderten Bedürfnissen besser gerecht. Die durch personelle Engpässe entstandenen Pendenzen konnten erfreulicherweise abgebaut werden.

Digitalisierung des Ausbildungsangebots

Zu Jahresbeginn musste die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) ihr Ausbildungsangebot im Rahmen der Covid-19-Pandemie teilweise noch als gemischte Präsenz-/Online-Veranstaltungen durchführen. Der Fernunterricht verlief aufgrund der Erfahrung aus den Vorjahren reibungslos. Die Resonanz bei den Teilnehmenden fiel positiv aus.
Der im Geschäftsjahr 2022 durchgeführte Pilotkurs «Brandschutzfachmann neu» als Baustein des VKF-Ausbildungsangebots lief erfolgreich an. Das neu entwickelte Modul wurde methodisch überarbeitet, kompetenzorientiert aufgebaut und kompakter gehalten. Die Teilnehmenden betitelten die neue Form der schrittweisen Ausbildung als gewinnbringend sowie zweckmässig.

Seit drei Jahren verfolgt der Geschäftsbereich Ausbildung konsequent die Umsetzung des zukunftsgerichteten Rahmenkonzepts «Königsweg Ausbildung Brandschutz». Die abgestimmte Ausbildung für Brandschutzplanende und QS-Verantwortliche besteht aus den QS-Stufen 1 bis 3.

VKF-Fachtagungen 

Der Geschäftsbereich Ausbildung führte drei Brandschutzfachtagungen durch. Das im Vorjahr eingeführte Angebot zur Tagungsteilnahme via Livestream im Internet wurde rege genutzt und geschätzt. Knapp 400 Teilnehmende verfolgten die Tagungen online. Die gleiche Anzahl Teilnehmende besuchten die Veranstaltungen vor Ort.

VKF-Zertifikatsprüfungen sowie eidgenössische Prüfungen

Der Geschäftsbereich Ausbildung prüft im Rahmen der VKF Prüfungen und der eidgenössischen Prüfungen jährlich mehrere hundert Fachpersonen. Diese Qualifikationsverfahren können mit einem VKF-Zertifikat oder einem eidgenössischen Diplom auf tertiärer Stufe abgeschlossen werden.

Im Geschäftsjahr 2022 wurden fünf VKF-Zertifikatsprüfungen durchgeführt. Der erwartete Anstieg der Anzahl Kandidaten hat sich bewahrheitet. Gesamthaft absolvierten rund 450 Kandidatinnen und Kandidaten die Prüfungen.

An den eidgenössischen Prüfungen nahmen über 400 Personen teil. Für das Prüfungsjahr 2023 erwarten die Organisatorinnen und Organisatoren auf Stufe Brandschutzfachfrau/Brandschutzfachmann eine gleichbleibende oder minimal sinkende Teilnehmendenzahl. Für die Prüfung Brandschutzexperte/-in wird mit einer konstanten Teilnehmendenzahl gerechnet.

SQS-Akkreditierung

Der Geschäftsbereich Ausbildung ist eine nach SN EN ISO/IEC 17024:2012 akkreditierte Personenzertifizierungsstelle. Dahingehend wurde auch im Jahr 2022 ein Überprüfungsaudit durchgeführt. Dabei wurden keine Abweichungen festgestellt und das Audit wurde erfolgreich und ohne Auflagen bestanden.

Organisationsentwicklung Ausbildung

Die Situation im Geschäftsbereich Ausbildung hat sich in den letzten drei Jahren unter anderem aufgrund der Covid-19-Pandemie stark geändert. Für notwendige Neu- oder Weiterentwicklungen von Angeboten fehlte zunehmend die Zeit. Eine im Geschäftsjahr 2022 durchgeführte Analyse der bestehenden Organisation hat gezeigt, dass die Fachspezialistinnen und Fachspezialisten vermehrt mit administrativen und organisatorischen Aufgaben beschäftigt waren. Dadurch konnten die eigentlichen Kernaufgaben nicht mehr richtig wahrgenommen werden.

Unter Berücksichtigung der strategischen Ziele und der anstehenden Projekte wurde die Organisation des Geschäftsbereichs bereits 2022 in einem ersten Zwischenschritt leicht angepasst. Im Jahr 2023 wird die neue Organisationsstruktur implementiert.

Schutz vor Naturgefahren

«Schutz vor Naturgefahren» konnte sich auch im Berichtsjahr kontinuierlich weiterentwickeln. Der Geschäftsbereich Elementarschadenprävention (ESP) erweiterte die Internetplattform www.schutz-vor-naturgefahren.ch um zusätzliche Hilfsmittel. So ist es nun möglich, direkt aus der Gefahrenanalyse zu Google Street View zu wechseln. Der User kann seine lokale Situation mit aktuellen Bildern vor Ort vergleichen. Als weitere interessante Weiterentwicklung ist die Erstellung eines PDF für die grundstückgenaue Gefahrenanalyse zu nennen. Zudem entwickelte das ESP-Team für mehrere Kantonale Gebäudeversicherungen (KGV) individuelle Landingpages. Die Nutzerzahlen konnten gegenüber dem Vorjahr erneut gesteigert werden.

In Zusammenarbeit mit den KGV und den weiteren Partnern konnten mehrere spannende Projekte wie z. B. neue Einsatzmöglichkeiten der Internetplattform diskutiert und die ergriffenen Massnahmen nach den Starkniederschlägen 2017 in Zofingen besichtigt werden.

Erfahrungsaustausch ESP und Wissensaustauschplattform

Im Jahr 2022 konnte die «Wissensaustauschplattform Naturgefahren» in Betrieb genommen werden. Sie schliesst eine seit längerem vorhandene Lücke in der Kommunikation zwischen den Kantonalen Gebäudeversicherungen und der Geschäftsstelle. Nun bietet sich jeder Fachperson des Bereichs Naturgefahrenprävention eine Zugriffsmöglichkeit auf Informationen zu laufenden Projekten oder aktuellen Ereignissen. Vervollständigt wird die «Wissensaustauschplattform Naturgefahren» durch eine Kontakt-Datenbank. Dort werden auch Fachpersonen mit spezialisierten Fachkenntnissen gefunden. Der Wissensaustausch unter den Fachleuten wird dadurch deutlich verbessert.

Der alljährliche Erfahrungsaustausch wurde dieses Jahr zusammen mit der Nidwaldner Sachversicherung organisiert und in der Region Stans durchgeführt. Er konnte angesichts der sehr hohen Teilnehmerzahl in dieser Form nur dank dem grossen personellen Einsatz der Nidwaldner Sachversicherung abgehalten werden.

Hagelschutz – einfach automatisch

Das grosse Interesse am Produkt «Hagelschutz – einfach automatisch» blieb auch im Berichtsjahr bestehen. So konnten gegen 500 grosse Gebäude mit dem Präventionsprodukt zum Schutz von Storen ausgerüstet werden. Auffallend war, dass immer mehr automatische Steuerungen das Hagelschutz-Signal direkt von den Servern abrufen. Die Signalbox wird somit nicht mehr benötigt.

Im Hintergrund wurden die laufenden Entwicklungen an der Betriebsplattform weiterverfolgt. So ist es heute möglich, dass einer Person alle ihre Installationen mit einem Login im Internet-Browser angezeigt werden. Dies ist vor allem für Eigentümerinnen und Eigentümer mit mehreren Gebäuden oder Verwaltungen wertvoll. Im Hinblick auf eine mögliche Strommangellage wurden Massnahmen ergriffen, um das System und die einzelnen Installationen nach einem Ereignis einfacher wieder in Betrieb zu nehmen.

In Bezug auf die Hagelereignisse war es ein leicht überdurchschnittliches Jahr. Das System lief sehr zuverlässig. An Storen, die durch das Produkt «Hagelschutz – einfach automatisch» geschützt werden, wurden keine Schäden gemeldet.

Der jährliche Erfahrungsaustausch mit den KGV wurde am Flughafen Zürich durchgeführt. Thematisiert wurde an diesem Anlass die Verwendung des Hagelschutzes bei kleineren Gebäuden oder bei Stockwerkeigentum. Eine gezielte Information der Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer ist wichtig, damit sich deren Erwartungen mit den Produktmöglichkeiten decken.

Hagelregister

Der Fokus beim Produkt «Hagelregister» lag im Berichtsjahr auf der Qualitätssicherung bei den verschiedenen Prüfstellen. Erster Bestandteil ist hierbei die Überprüfung der Qualität der Eisprojektile, die bei den Prüfstellen eingesetzt werden. Hierfür wurden mit den Hagelbeschussgeräten zwei verschiedene Verfahren durchgeführt. Im ersten wurde auf eine Kraftmessdose geschossen und die Energie des aufprallenden Hagelkorns gemessen. Im zweiten wurde Eisprojektile mit verschiedenen Durchmessern auf ein dünnes Aluminiumblech geschossen. Die entstandenen Dellen wurden in einem zweiten Schritt photogrammetrisch vermessen. Die gewonnenen Erkenntnisse gewährleisten, dass die Testbedingungen bei allen Prüfstellen innerhalb der zulässigen Abweichung liegen. Der zweite Bestandteil waren die durchgeführten Ringversuche. Den anerkannten Prüfstellen wurde ein Probekörper, bestehend aus einem Dachfenster und einem Rollladen, zugestellt. Nach deren Prüfung mussten sie einen Prüfbericht erstellen. Auch diese Massnahme gewährleistet, dass die Ergebnisse in der Praxis möglichst wenig voneinander abweichen.

Die Nachfrage nach Anerkennungen VKF-Hagelschutz nimmt stetig zu. Ein wesentlicher Punkt hierbei ist die zunehmende Anwendung der SIA-Norm 261/1 durch die Planenden. In dieser SIA-Norm sind verbindliche Schutzziele festgelegt. Die SIA-Norm verweist insbesondere auf das Hagelregister. Der Stellenwert einer hagelresistenten Bauweise nimmt in der Folge zu.

Die Zusammenarbeit mit den österreichischen und deutschen Partnerorganisationen läuft problemlos. Gemeinsam wird das Hagelregister laufend marktgerecht weiterentwickelt.

Wetter-Alarm-App

Der im Jahr 2005 gegründete Wetter-Alarm warnt seit 2011 mittels Push-Benachrichtigungen vor Unwettergefahren. Die Geschäftsstelle baute während des Jahres 2022 die «persönlichen Alarme» mit Messwerten von Gewässern und anderen Wetterparametern weiter aus. Kundinnen und Kunden haben nun die Möglichkeit individueller Benachrichtigungen, beispielsweise über Abflussmengen und Pegelstände von Flüssen und Seen.

Ausblick 2023

Projekt «Marketingkommunikation Ausbildung»

Der Markt benötigt weiterhin kompetente Brandschutzfachpersonen, um den Sicherheitsstandard hochzuhalten. Die Ausbildung einer ausreichenden Anzahl Fachpersonen durch die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) ist daher für den Markt und die gesamte Familie der Kantonalen Gebäudeversicherungen (KGV) von hoher Wichtigkeit. Im Rahmen dessen soll die Bekanntheit der Ausbildungsmarke VKF erhöht werden. Mittels intensiverer Vermarktung der Angebote sowie breiterer Bekanntmachung bei potenziellen neuen Zielgruppen soll das attraktive Berufsbild sowie die ausgezeichneten Berufsaussichten von Brandschutzfachpersonen stärker sichtbar werden.

Zukünftige Ausbildungsangebote

Ein Rahmenkonzept für die Überarbeitung der bestehenden Brandschutz-Ausbildungsangebote bildet die Grundlage für den Ausbau des Angebots-Portfolios. Rein online-basierte Ausbildungsmöglichkeiten werden weitergeführt. Im Bereich Naturgefahrenprävention wird das Ausbildungsangebot bedarfsgerecht angepasst. Die Hauptaugenmerke liegen auf der Weiterentwicklung des Ausbildungskonzepts im Brandschutz und der Schulung der neuen Brandschutzvorschriften 2026.

Jahresbericht 2022 und Ausblick 2023