Jahresbericht 2022 und Ausblick 2023

Entwicklungen 2022

Kommunikation der Projektergebnisse

Im Rahmen der Erarbeitung des Konzepts «Zukunft der Präventionsstiftung» wurde die Kommunikation der Projekte gegenüber den Kantonalen Gebäudeversicherungen (KGV) als wichtiges Thema identifiziert. Die Bekanntmachung der Projektresultate soll ausgebaut werden. Wichtige Hinweise lieferte eine unter den Direktoren und den Fachpersonen Naturgefahren der KGV durchgeführte Umfrage.

In der Folge werden nun diverse Massnahmen zur Verbesserung der Kommunikation umgesetzt. Eine der Massnahmen beinhaltet die Erstellung einer kurzen schriftlichen Zusammenfassung. Diese wird nach Abschluss jedes Projekts an die Direktoren der KGV versendet. Weiter wird zukünftig an der zweitägigen Direktorenkonferenz über die strategisch bedeutenden Ergebnisse von einem oder zwei wichtigen Projekten berichtet. Die Fachpersonen Naturgefahren der KGV werden breiter informiert. Je nach Eignung der Themen erfolgt die Information über die Wissensaustauschplattform Naturgefahren, über eigens erarbeitete Webinare oder im Rahmen des jährlich durchgeführten Erfahrungsaustauschs Elementarschaden-Prävention.

Ziel ist, die Projektergebnisse und vor allem die Projekterkenntnisse zielgruppengerecht aufbereitet den jeweiligen Personengruppen anzubieten. So erzielen sie bei den KGV den gewünschten Mehrwert.

Digitale Transformation im Kontext des Gebäudeschutzes vor Naturgefahren

Dieses Projekt ist Bestandteil der 10. Ausschreibung der Präventionsstiftung. Die digitale Transformation stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine grosse Chance dar. Im Hinblick auf die zukünftige Digitalisierungsstrategie der Kantonalen Gebäudeversicherungen (KGV) und der Gemeinschaftsorganisationen im Bereich der Naturgefahrenprävention werden die föderalistische Struktur sowie die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen KGV miteinbezogen. Dabei werden Methoden erarbeitet, welche beide bei der anstehenden digitalen Transformation im Bereich der Naturgefahrenprävention unterstützen. Dies geschieht in mehreren Bereichen und Schritten. Einerseits werden die Grundlagen wie Megatrends sowie zukünftige Technologien erarbeitet. Andererseits entwickelt das Projektteam eine massgeschneiderte Methodik zur Strategieentwicklung. Am Beispiel von zwei ausgewählten KGV werden basierend auf dem «Strategy by Design»-Ansatz und auf Design-Thinking-Elementen Einflussfaktoren untersucht. Dabei werden insbesondere neue Methoden für das selbstständige Weiterführen der Digitalisierungsstrategie entwickelt.

Start Vergleichsstudie nach den Unwettern von 2021

Die Vergleichsstudie stellt die Auswirkungen der Unwetter von 2021 historischen Ereignissen gegenüber. Neben den Schweizer Regionen vergleicht die Studie auch betroffene Gebiete in Deutschland. Dabei wird insbesondere untersucht, wie sich die Prävention und die Intervention auf die Schadenssummen auswirken. Dadurch werden Erkenntnisse gewonnen, welche Elemente sich bei den Unwettern von 2021 als besonders erfolgreich in der Schadensreduktion erwiesen haben. Der Schlussbericht soll klare Empfehlungen mit Handlungsanweisungen über die bewährten Präventionsmassnahmen hinaus enthalten.

Einsatz smarter Fenster im Smarthome zur Prävention von Wassereintritt

Grundsätzlich sind Gebäude – wenn immer möglich – mit permanenten Massnahmen gegen Wassereintritt zu schützen. Um eine Nutzung im Alltag überhaupt zu ermöglichen, entstehen jedoch immer Bereiche, die nicht permanent geschlossen werden können. Das können beispielsweise Fenster, Türen oder Garageneinfahrten sein. Das Potenzial der neuen Smarthome-Technik wurde bisher kaum für die Prävention von Wassereintritt genutzt. Das Projektteam untersuchte, welche Komponenten eines Smarthomes wie mit mechanischen Hochwasserschutzelementen zusammenwirken müssen, damit potenzieller Wassereintritt präventiv und automatisch verhindert wird.

Der Schlussbericht und eine kurze Synthese dokumentieren die gewonnenen Erkenntnisse. Diese sind nun in der Gebäudeplanung und -versicherung konkret umsetzbar. Von diesen Projektergebnissen werden Impulse ausgehen, Smarthome-Technologien verstärkt auch zum Schutz vor Naturgefahren weiterzuentwickeln.

Optimierter Gebäudeschutz vor Naturgefahren mit Building Information Modeling (BIM)

Die konzeptionellen und konstruktiven Lösungen für den Bau von gegen Naturgefahren geschützte Gebäude sind vorhanden und erprobt. Sie werden aber zu wenig beachtet. Durch die zunehmende Interdisziplinarität und die Digitalisierung verändern sich jedoch die Rahmenbedingungen. Entwicklungen wie Building Information Modeling (BIM) bringen nicht nur moderne Technologien, sondern auch neue Organisationsformen und Prozesse. Zwei für die Naturgefahrenprävention einmalige Chancen von BIM sind die vorausschauende Planung und die Lebenszyklusbetrachtung.

Das Projekt erarbeitet Methoden und technische Grundlagen, um mit BIM den Gebäudeschutz vor Naturgefahren zu optimieren und zeigt den «Best Case» einer risikooptimierten Planung mit BIM in Anwendungsbeispielen auf.

Nudging-Massnahmen für eine effektive Elementarschadenprävention bei Bestandsbauten

Unter Nudging versteht man punktuell gesetzte Auslöser, die in Entscheidungssituationen kleine Stupser hin zu erwünschten Handlungen setzen. Durch Nudging wird die Hauseigentümerschaft vermehrt zu angepasstem Handeln motiviert – und indirekt werden mittelfristig die Schadensummen aus Elementarereignissen gesenkt. Das Projekt zeigt, dass für wirksame Nudging-Massnahmen in der Naturgefahrenprävention der aktive Einbezug der Mitarbeitenden der Kantonalen Gebäudeversicherungen wesentlich ist. Im Nudging-Prozess werden diese Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen in passenden Situationen daran erinnert, die Hauseigentümerschaft auf das Thema Elementarschadenprävention hinzuweisen und hilfreiche Informationen anzubieten.

Geol_BIM

Das Forschungsprojekt «Geol_BIM: Einwirkungen permanenter Bodenbewegungen auf Hochbauten» ergänzt das Projekt «Optimierter Gebäudeschutz vor Naturgefahren mit BIM» in Bezug auf Naturgefahren und die hierzu erforderlichen geologischen und geotechnischen Grundlagen und Schnittstellen. Der durch die Präventionsstiftung geförderte «Anwendungsfall Naturgefahren» ist Teil des von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse mitfinanzierten Projekts «Geol_BIM».

Ausblick 2023

Projekt Windschutz

Die Naturgefahren Wind und Hagel verursachten in den letzten Jahren Schäden an Gebäuden in der Höhe von durchschnittlich über CHF 150 Mio. pro Jahr. Rund ein Drittel der Kosten entstand an Beschattungselementen, im Speziellen an Storen. Dies ist einerseits durch ihre grosse Verbreitung in der Schweiz bedingt. Anderseits sind sie aus konstruktiven Gründen gegenüber Hagel und Wind verletzlich.

Die effizienteste Art, diese Elemente der Gebäudehülle zu schützen, besteht darin, sie bei aufkommender Gefährdung einzuziehen. Für die Naturgefahr Hagel hat die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) ein System unter der Marke «Hagelschutz – einfach automatisch» entwickelt, um die Storen bei aufkommendem Hagel automatisch hochzufahren. Für den Schutz der Storen gegen die Einwirkung von Wind werden heute Windmesser eingesetzt. Deren Erfolg bezüglich Schutz und Komfort ist in der Betriebsphase oft nicht zufriedenstellend.

Im Projekt «Windschutz – einfach vernetzt» wurden im Berichtsjahr in der Region Zürich rund 60 Gebäude mit autonomen Windmessern ausgerüstet und in eine Testumgebung integriert. Zudem konnten viele Windmessdaten bereits bestehender Installationen von Dritten bezogen werden. Die Messresultate werden mit den kleinräumigen Windprognosen abgeglichen und an den Gebäuden werden, wenn notwendig, automatisch die Storen hochgezogen. Parallel werden Massnahmen erarbeitet, um die mit dem Produkt «Hagelschutz – einfach automatisch» ausgerüsteten Gebäude auch gegen die Einwirkung von Wind zu schützen. In der Testphase in den kommenden zwei Jahren wird erforscht, ob die notwendige Verbesserung der kleinräumigen Windprognosen durch die Erweiterung mit vielen Messdaten erzielt werden kann. Ziel ist, das Produkt «Hagelschutz – einfach automatisch» ab 2025 mit der neuen Funktion «Windschutz – einfach vernetzt» zu erweitern.

Jahresbericht 2022 und Ausblick 2023